Bischofsgedanken: Mein Bild von der Pfarrei der Zukunft

In der Pfarrei der Zukunft finde ich

Männer und Frauen der Seelsorge,

  • die sich vor allem als Jüngerinnen und Jünger Jesu verstehen und deshalb gemeinsam für Jesus stehen;
  • die Lust und Energie haben, Neues zu entdecken;
  • die sich freuen über die Gaben und die Aufträge der jeweils anderen, seien es ehrenamtlich Engagierte oder hauptberufliche Kolleginnen und Kollegen;
  • die den Mut haben, sich gegenseitig zu korrigieren, wo es für die Erfüllung des Auftrags wichtig ist (gegen ein heute anzutreffendes Desinteresse aneinander/ gegen Form- und Stillosigkeit);
  • die nicht kleinlich über ihr pastorales Territorium wachen, sondern sich über. Eigeninitiativen freuen und sie fördern;
  • die nicht von Termin zu Termin hetzen;
  • die sich mehr Zeit zum Gebet nehmen;
  • die sich um eine lebensnahe Verkündigung bemühen anstatt abstrakte (theologische, soziologische …) Wahrheiten weiterzugeben;
  • die sich regelmäßig gemeinsam über die HI. Schrift austauschen;
  • die bei ihrem Gegenüber zuerst und vor allem nach den Anknüpfungspunkten für das Evangelium suchen anstatt auf die Glaubensdefizite zu schauen;
  • die proaktiv auf Menschen zugehen;
  • die sich nicht schämen, junge Leute für den kirchlichen Dienst anzusprechen;

Ich sehe Priester, die in ihrem Dienst der Verkündigung, der gottesdienstlichen Feier und in ihrem gesamten Auftreten bezeugen, dass Christus die Welt erlöst hat und wir (nur) sein Geschenk weiterzugeben haben [sakramentale Dimension der Kirche und des Amtes];

Ich sehe pastorale Mitarbeiter, bei denen eine grundlegende Freude darüber zu spüren ist, für Christus und seine Kirche zu arbeiten.

Leitungsteams,

  • die ihre Aufgabe subsidiär verstehen und es damit den Kollegen leicht machen, sie anzunehmen;
  • die sich nicht wichtiger machen als sie sind;
  • die sich als Ermöglichende und Koordinierende für die Pfarrei verstehen;
  • die den Kollegen und Kolleginnen gegenüber verbindlich und großzügig zugleich sind;

engagierte Christen,

  • die erfüllt sind von einem unaggressiven christlichen Selbstbewusstsein;
  • die das Amt des Pfarrers bzw. des Priesters respektieren und wertschätzen, aber nicht darauf fixiert sind;
  • die sich freuen über neue Initiativen;
  • die sich nicht überwältigen lassen von der Nostalgie und der Trauer über untergegangene volkskirchliche Strukturen;
  • die prüfen, ob ihre Anliegen vom Glauben her motiviert sind, oder ob es um Statussicherung geht;
  • die fest davon überzeugt sind, dass der auferstandene Jesus sie nicht im Stich lässt;
  • die sich mehr darüber freuen, zusammen mit möglichst vielen anderen Christen am Sonntag die Eucharistie zu feiern als bei sich selbst vor Ort zu bleiben;
  • die eine Atmosphäre des Willkommens verbreiten;

treue“ Kirchenferne und „ferne“ Kirchenferne,

  • die in der Begegnung mit den Menschen der Pfarrei spüren, dass die Kirche nicht ein „religiöses Versandhaus“ ist, bei dem man auf Knopfdruck religiöse Dienstleistungen bestellt;
  • die in den Hauptamtlichen interessierte Ansprechpartner finden;
  • die sich die Kirche mächtiger und geschlossener vorgestellt haben und überrascht sind, wie zugänglich, wie bunt und vielfältig die Kirche ist;
  • die durch die synodalen Veränderungen noch einmal ins Nachdenken kommen über ihr Verhältnis zum Glauben und zur Kirche;
  • die honorieren, dass die Kirche sich erneuern will;
  • die sich deshalb für bestimmte Engagements noch einmal neu ansprechen lassen;

+ Stephan Ackermann, Trier im Oktober 2019