Die Marien-Kapelle in Bürder
In vielen Kehren schlängelt sich die Wied von ihrer Quelle bis zur Mündung in den Rhein durch ihr schönes Tal. Die größte und engste Schleife aber findet sich zwischen Niederbreitbach und Datzeroth im mittleren Wiedtal. Hier umrundet der Bach fast vollständig den kleinen „Römerberg“.Beschützt gegen Norden und Osten von hohen und steil aufragenden mit dichtem Laubwald bewachsenen Felshängen liegt in dieser Rundung der kleine Ort Bürder. Nach Süden und Westen hin öffnet sich die Landschaft und lässt der Sonne bis spät in den Abend freien Zutritt.
Noch bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war Bürder ein völlig abgeschiedenes Nest, in dem die Zeit beinahe stehen geblieben war. Fernab von der Durchgangsstraße und nur auf einem schlechten Feldweg erreichbar, verirrte sich kaum jemand in diesen Ort mit den ursprünglich fünf alten Fachwerkhäusern, den lang aneinander gereihten Stallungen und Scheunen sowie dem Ziehbrunnen und dem alten Fachwerkkapellchen am Ortseingang.
Das änderte sich mit dem Bau einer asphaltierten Straße und dem Einzug der vielen Erholung suchenden Campingfreunde. Heute ist Bürder als Campingort weithin bekannt und bietet jedem, der dem Verkehrslärm entfliehen will und Freude an der Natur hat, totale Erholung. Und mancher Urlaubsgast hat sich Hals über Kopf in diese Idylle verliebt und sein Nest hier auf Dauer aufgeschlagen.
Neben der eindrucksvollen landschaftlichen Kulisse birgt Bürder aber auch seit alters her einen ganz anderen Schatz: eine schöne und wertvolle Madonna. Die kunsthistorisch bedeutsame Figur gehört zu den spätgotischen niederrheinischen Sitzmadonnen; ihre Entstehungszeit wird auf das Jahr 1380 datiert.
Um der schönen Marienstatue eine würdige und sichere Wohnstatt zu geben, fasste im Jahr 1966 der Kirchenvorstand der zu dieser Zeit noch ganz jungen Pfarrgemeinde Niederbreitbach unter der Leitung des damaligen Pfarrers Karl Fischer den Entschluss, in Bürder eine neue Kapelle zu bauen, die gleichzeitig auch genügend Platz für Besucher bieten sollte. Diese neue Kapelle wurde in den darauf folgenden Jahren in uneigennütziger Leistung der Einwohner des Dorfes Bürder unter Mithilfe einiger Handwerksbetriebe und der finanziellen Unterstützung von Sponsoren errichtet und am 10. Oktober 1971 feierlich von Ordinariatsrat und Bistumskonservator Dr. Franz Ronig im Auftrage des Trierer Bischofs seiner Bestimmung übergeben.
Der Eingang der Kapelle lässt sich als Faltwand vollkommen öffnen und gibt damit bei großen Feiern auch von draußen den Blick auf den Altar und die Madonna frei. Ein solcher Anlass ist jedes Jahr am Tag vor Christi Himmelfahrt gegeben. Dann pilgern die Gläubigen aus den beiden Pfarreien Niederbreitbach und Waldbreitbach durch den Wald nach Bürder und feiern dort gemeinsam die Messe. Auch Vereine und Gruppierungen kommen im Laufe des Jahres nach Bürder, um in der Marienkapelle zu beten oder eine Andacht zu feiern.
Das alte kleine Fachwerkkapellchen aus der Zeit um 1730, das bis zur Einweihung der neuen Kapelle über Jahrhunderte der wertvollen Madonna Herberge gegeben hatte, wurde danach abgebaut und im Freilichtmuseum „Roscheider Hof“ in Konz bei Trier wieder naturgetreu aufgebaut und so der Nachwelt als Zeugnis früheren Glaubensbekenntnisses erhalten.
Aus: Bürder, Chronik 1380 bis 2001,
Ein Pressebericht anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kapelle in Bürder (Feier vom 04. August 2001)