Die Orgel – Instrument des Jahres 2021 | Folge 2: Niederbreitbach

Seit 2008 gibt es in zahlreichen Landesmusikräten die Idee, ein Aktionsprogramm für ein bestimmtes Instrument innerhalb eines Jahres zu starten und so den Fokus darauf zu richten. Nach der Violine 2020 wurde in diesem Jahr die Orgel ausgewählt. Aus diesem Anlass sollen in einer Artikelreihe der Pfarrbrief-Ausgaben die Pfeifenorgeln in den Kirchen und Kapellen unserer Pfarreiengemeinschaft vorgestellt werden.

In der zweiten Folge geht es um die Instrumente in der Pfarrkirche St. Laurentius und in der Nikolauskapelle in Niederbreitbach.

Nachdem am 7. September 1969 die Kirche konsekriert worden war, entschloss man sich zur Anschaffung einer ausreichend großen Orgel. Bis dahin hatte eine kleine Leihorgel ihre bescheidenen Dienste geleistet.

Am Sonntag, 2. September 1973, also fast genau vier Jahre nach Fertigstellung der Kirche wurde das neue Instrument, erbaut von der Orgelbaufirma Romanus Seifert, Kevelaer in einem Gottesdienst feierlich eingeweiht. Dabei spielte der damalige Trierer Domorganist Wolfgang Oehms Werke von Johann Sebastian Bach (Präludium und Fuge G-Dur BWV 541 und das Choralvorspiel „Liebster Jesu, wir sind hier“ BWV 731), Samuel Scheidt (Thema und Variationen über das Volkslied „Also geht’s, also steht’s“) und Max Reger (Präludium aus op. 65). Der Kirchenchor Niederbreitbach sang unter der Leitung von Herrn Czudek „Preis und Anbetung“ von Christian Heinrich Rinck, „Lobe den Herren“ von H. Necke, „Hoch tut euch auf“ von Chr. W. von Gluck und das „Tantum ergo“ aus der „Blasiusmesse“ von H. Waßmer.

Insgesamt besitzt die Orgel 18 Register mit 1.400 Pfeifen, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, hat also ein Register weniger als die Waldbreitbacher Orgel. Der Kaufpreis betrug 108.000, – DM. Im Jahr 2015 wurde eine umfangreiche Generalreinigung und Schimmelpilzsanierung durchgeführt, die vom Förderverein der Kirchengemeinde Niederbreitbach finanziell großzügig unterstützt wurde. In seinem Abnahmegutachten vom 7. September 1973 schreibt Domorganist Wolfgang Oehms:

„Die gesamte Ausführung ist gediegen. Bezüglich der klanglichen Seite entspricht das Instrument den an eine Orgel dieser Größenordnung und Bauart gestellten Erwartungen. Was die Akustik des Kirchenraumes angeht, würde man sich für die musikalischen Belange günstigere Bedingungen wünschen. Durch entsprechende Mensurierung und sorgfältige Intonation gelang es dennoch, die Klanggestalt der einzelnen Stimmen zu differenzieren. Ebenso wurde eine größtmögliche Verschmelzung der Stimmen untereinander erreicht. Die Klangvielfalt und künstlerische Intonation ermöglicht die Interpretation der Orgelmusik aus verschiedenen Epochen. Für die liturgischen Aufgaben hält das Orgelwerk eine Anzahl geeigneter Register bereit. Außerdem bestehen gute Voraussetzungen für eine farbenfreudige Improvisation.“

Vor dem Bau der heutigen Kirche fanden die Gottesdienste der Pfarrgemeinde Niederbreitbach in der Nikolauskapelle statt, deren Existenz spätestens seit 1393 gesichert gilt. Vor dem Rückbau der später erfolgten Anbauten und der Umwidmung zur Friedhofskapelle 1975 gab es dort eine Empore, auf der wahrscheinlich das Instrument stand, das heute in der Ecke neben dem Eingang seinen Platz hat. Dabei handelt es sich um ein sehr seltenes Pedal-Harmonium mit zwei Manualen und 7 1/2 Registern der Firma Richartz aus Commern/Mosel. Es wurde etwa 1920 erbaut, 1978 erfolgte eine Instandsetzung. Heute befindet sich das wertvolle Instrument jedoch in einem beklagenswert schlechten Zustand (ein Gutachter vermutete sogar „tierische Bewohner“ im Inneren) und ist fast unspielbar. Eine Renovierung würde etwa 10.000,- € kosten.

Für weitere Nachforschungen wären Bilder aus der Nikolauskapelle vor dem Rückbau 1975 sehr aufschlussreich. Bitte melden Sie sich gerne im Pfarrbüro Walbreitbach oder bei mir.

Dekanatskantor Peter Uhl