Mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Damit verbunden sind auch Fragen wie beispielsweise: Wie geht es weiter? Was kommt noch auf uns zu? Was dürfen wir erwarten?
Der Advent gibt uns eine Antwort auf die Frage: Wen dürfen wir erwarten?
Niemand geringeren als Jesus selbst.
Der Advent ist die gut vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten, das Hochfest der Geburt Jesu Christi.
Zugleich sehnten in freudiger Erwartung Christen aller Zeiten den zweiten Advent Christi herbei – die Ankunft und Wiederkunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit.
Wenn wir in die Welt blicken, könnten wir durchaus den Eindruck gewinnen, wir lebten in endzeitlich stimmenden Zeiten. Manche Ungewissheiten, Wagnisse und Sorgen treiben uns um. Nicht nur das Corona-Virus, der Klimawandel oder politische Spannungen und Konflikte mögen uns da einfallen. Auch das Thema Menschenwürde, sich ändernde Wertvorstellungen, die Relativierung des christlichen Glaubens, eine gottlos werdende Welt oder allgemein düstere Zukunftsperspektiven für kommende Generationen. Die globale Zustands-beschreibung lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Krise.
In diesem Jahr beginnt inmitten globaler Umbrüche und wachsender Krisensymptome am 28. November der Advent. Gott will ankommen in dieser Welt, so lautet die Botschaft des Adventes.
Gemäß unserem christlichen Glauben wurde Gott in Jesus von Nazareth als Mensch geboren. Christus wird zum Mittler zwischen Gott und Menschen, zur Brücke zwischen Himmel und Erde. Das ist der Kern der christlichen Heilsbotschaft.
Advent – abgeleitet vom griechischen „Epipháneia“ (Erscheinung) und lateinischen „Adventus“ – bedeutet Ankunft. „Adventus Domini“, die Ankunft des Herrn. Die Christen aller Zeiten und aller Länder bereiten sich auf das Hochfest der Geburt des Herrn vor. Im Gedenken, dass Gottes Sohn Fleisch wurde, um die Welt zu erlösen.
Die Adventszeit – „Tempus ante natale Domini“ („Zeit vor der Geburt des Herrn“) oder „Tempus adventūs Domini“ („Zeit der Ankunft des Herrn“) – geht zurück auf frühkirchliche Traditionen. Erstmals im fünften Jahrhundert im norditalienischen Ravenna – dem damaligen Sitz des römischen Kaisers – gefeiert, war der Sonntag vor Weihnachten der Vorbereitung auf die Geburt Christi gewidmet.
In Rom wurde ab dem sechsten Jahrhundert die Zeit der Vorbereitung liturgisch begangen. Papst Gregor der Große (540-604) legte die Zahl der adventlichen Sonntage vor dem Geburtsfest Christi auf vier fest. Die vier adventlichen Tage stehen symbolisch für viertausend Jahre, welche die Menschheit nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser und Heiland warten mussten.
Im 13. Jahrhundert wurde die römische Liturgie durch den Franziskanerorden in ganz Europa verbreitet. Papst Pius V. schrieb um 1570 die römische Adventsliturgie endgültig für die gesamte Kirche fest. Dabei ist es geblieben. Mit Ausnahme jener Diözesen und Orte, die noch die Ambrosianische bzw. Altspanische Liturgie feiern – wie im Erzbistum Mailand oder in der Kathedrale von Toledo – und sich während sechs Sonntagen auf Weihnachten vorbereiten.
Im Zentrum der biblischen Verkündigung im Gottesdienst der vier Adventssonntage stehen die biblischen Themen der Wiederkunft des Herrn, der Einzug Jesu in Jerusalem, Johannes der Täufer als Vorläufer Jesu und Maria, die Mutter des Herrn.
Neben dem erwartungsfrohen Erinnern an die Geburt Jesu hat der Advent aber noch ein zweites großes Thema: die Rückkehr Christi als Weltenrichter am „Eschaton“, dem Ende der Zeiten. Die Adventszeit trägt daher auch einen Bußcharakter. Äußere Zeichen hierfür ist die violette Farbe, etwa bei den liturgischen Gewändern oder den Bändern, welche die Adventskränze schmücken.
Der Adventskranz steht für den ganzen Erdkreis, der der Erlösung harrt. Je mehr Kerzen, je mehr Licht – desto näher rückt die Geburt des Heilands und Retters.
Die Rorate-Messen im Schein der Kerzen sind ebenfalls fester Bestandteil der Adventszeit. Eine solche Messe mitfeiern, heißt jedoch mehr, als einfach in eine Atmosphäre der schönen Gefühle zu tauchen und den Tag mit einer meditativen Stunde zu beginnen oder ausklingen zu lassen. Der Ruf „Rorate caeli desuper, et nubes pluant justum!“, der diesem Gottesdienst seinen Namen gegeben hat, bringt uns auf die Spur. Diese Votivmesse im Advent zu Ehren der Gottesmutter, aber auch die Messe vom vierten Adventssonntag, beginnen mit den Worten „Rorate caeli …“. Die Verse sind dem Buch des Propheten Jesaja entnommen: „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!“ (Jes. 45,8). Tau, Regen, das bringt der Natur und den Menschen Leben und Wachstum. Und dieses neue Leben und Heil kommt von oben, wird uns von Gott geschenkt!
Maria hat der Welt den Heiland geboren. Maria hat den Sohn Gottes in ihrem Schoß empfangen. Daran erinnert die Liturgie der Kirche immer wieder im Advent. Maria hat sich für den Willen Gottes geöffnet und ließ die Vision des Propheten Jesaja Wirklichkeit werden: „Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor“. An dieses freudige Ereignis denkt die Kirche, wenn sie Maria ehrt, wenn sie im Advent eine Rorate-Messe feiert.
Wir tun dies an folgenden Tagen:
Am Dienstag, 30. November, 6.30 Uhr in der Pfarrkirche Niederbreitbach.
Am Mittwoch, 08. Dezember, 18.30 Uhr in der Pfarrkirche in Waldbreitbach.
Am Dienstag, 14. Dezember, 6.30 Uhr in der Pfarrkirche in Kurtscheid
Am Freitag, 17. Dezember, 18.30 Uhr in der Filialkirche Roßbach
Herzliche Einladung zur Mitfeier der heiligen Messen. Bitte melden Sie sich in einem unserer Pfarrbüros hierzu an.
Pfarrer Marco Hartmann