Seit 2008 gibt es in zahlreichen Landesmusikräten die Idee, ein Aktionsprogramm für ein bestimmtes Instrument innerhalb eines Jahres zu starten und so den Fokus darauf zu richten. Nach der Violine 2020 wurde in diesem Jahr die Orgel ausgewählt. Aus diesem Anlass sollen in einer Artikelreihe der Pfarrbrief-Ausgaben die Pfeifenorgeln in den Kirchen und Kapellen unserer Pfarreiengemeinschaft vorgestellt werden.
In der vierten Folge geht es um das Instrument in der Pfarrkirche zu den Heiligen Schutzengeln in Kurtscheid, dessen 30. Geburtstag wir in diesem Herbst feiern werden.
Seit der Weihe der Kirche (vor nunmehr 60 Jahren!) musste man mit einem kleinen Leihinstrument der Firma Walcker vorliebnehmen. Der Wunsch nach einem dem Raum angemessenen Instrument wurde über die Jahre immer größer. Schließlich gründete sich 1987 unter dem Vorsitz von Pfarrer Egon Müller ein Orgelbauverein mit rund 50 Mitgliedern. Unterstützt von den Ortsvereinen und vielen privaten Spenden und Sammelaktionen (die wir an anderer Stelle noch würdigen werden) konnte die Orgel am 27. Oktober 1991 eingeweiht werden. Im Dezember 1994 teilte der Vorstand des Orgelbauvereins stolz mit, dass die gesamten Investitionen von 265.000 DM bezahlt seien (nachzulesen im Heft „Die Kirche im Dorf“ von Norbert Menzenbach).
Mit ihren 24 Registern und 1.658 Pfeifen, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, ist die Orgel das größte Instrument in unserer Pfarreiengemeinschaft. Die Zusammenstellung der Register, die sogenannte Disposition, wurde vom damaligen Regionalkantor Bernd Kämpf so gewählt, dass sich Orgelmusik aus den verschiedenen Musikepochen angemessen spielen lässt. Die Orgelbaufirma Simon aus Borgentreich hat das sehr ausgewogen klingende Instrument erbaut.
Viele Diskussionen gab es über den Standort des Instruments. Es wurde sogar überlegt, über dem Kircheneingang eine eigene Orgelempore zu errichten.
Schließlich entschied man sich dafür, die Orgel auf die vordere Ecke der schon vorhandenen seitlichen Empore und um diese Ecke herum aufzustellen; eine auch optisch sehr schöne Lösung mit Zierbrettern, die Tropfenformen aus den Kirchenfenstern in verschiedenen Größen aufgreifen. Auch die Raumakustik ist dadurch in angemessener Weise gewährleistet. Allerdings ist es eine fast artistische Leistung, sich zum Stimmen der Pfeifen im Orgelinneren zu bewegen und wenn der Kirchenchor mit Orgelbegleitung singt, benötigt er die Eigenschaft „um’s Eck zu singen“, wie es der schon verstorbene Chorsänger Josef Wagner einmal unnachahmlich gedichtet hat.
Nun wird dieses schöne Instrument 30 Jahre alt und soll gebührend gefeiert werden, u.a. mit einer „Orgelführung“ durch ihre Klangwelt am Freitag, 1. Oktober um 19.00 Uhr und zwei Tage später mit einem festlichen „Geburtstags-Konzert“ am Sonntag, 3. Oktober um 17.00 Uhr.
„Wenn Worte nicht ausreichen, dann hilft die Musik. Möge die Orgel erklingen zum Lobe Gottes und zur Freude vieler Menschen.“ Mit diesem Schlusswort von Pfarrer Müller beim Einweihungsgottesdienst soll auch dieser Artikel enden.
Claudia Euler