Seit 2008 gibt es in zahlreichen Landesmusikräten die Idee, ein Aktionsprogramm für ein bestimmtes Instrument innerhalb eines Jahres zu starten und so den Fokus darauf zu richten. Nach der Violine 2020 wurde in diesem Jahr die Orgel ausgewählt. Aus diesem Anlass sollen in einer Artikelreihe der nächsten Pfarrbrief-Ausgaben die Pfeifenorgeln in den Kirchen und Kapellen unserer Pfarreiengemeinschaft vorgestellt werden.
Zum Einstieg einige Fragen:
- Wussten Sie schon, dass die größte Orgel in Kurtscheid steht?
- Wussten Sie schon, dass die Orgel in der Mutterhauskirche mehr Register hat als die Waldbreitbacher Orgel?
- Wussten Sie schon, dass die neun Orgeln von sieben verschiedenen Orgelbauern errichtet wurden?
In der ersten Folge geht es vor allem um das älteste Instrument in unseren Pfarreien, die Orgel der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Waldbreitbach.
Sie wurde 1896 als opus 91 durch die Orgelbaufirma Johannes Klais aus Bonn erbaut und stellt ein Denkmal von hohem Wert dar. Das Instrument wurde am Christkönigssonntag, 22. November 1896 feierlich eingeweiht und kostete 7.450,- Mark.
Der Klang der Orgel mit ihren 19 Registern (Klangfarben) ist dem deutschen romantischen Ideal verpflichtet, die Pfeifen klingen weich und gesanglich. Orgelmusik des 19. Jahrhunderts von Mendelssohn, Liszt, Reger sowie kleinere Werke der französischen Orgelromantik lassen sich auf diesem Instrument ausgesprochen stilecht interpretieren.
Beim Beschuss der Kirche am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch die Orgel stark beschädigt. Die zerstörten Pfeifen wurden notdürftig repariert, jedoch konnte dies keine Lösung auf Dauer sein. Erst mit Pastor Hermann Helmig und Dekanatskantor Peter Uhl wurden konkrete Überlegungen zu einer umfassenden Restaurierung angestellt. Im Juni 2006 wurden die Maßnahmen, die von der Orgelbaufirma Klais durchgeführt wurden, mit einem großen Festkonzert abgeschlossen. Fast die gesamte Summe von 150.000,- EUR war durch Spenden der Bevölkerung aufgebracht worden, ganz wie bei der Erbauung 110 Jahre zuvor. So erstrahlt die Waldbreitbacher Orgel seit 15 Jahren wieder in ursprünglichem Glanz.
In seinem Gutachten vom 26. November 1896 schrieb der Orgelsachverständige P. Johannes Blessing OSB aus Maria Laach: „Die volle Orgel lässt nichts zu wünschen übrig. Die einzelnen Stimmen verdienen uneingeschränktes Lob. Das Orgelgehäuse ist aus gutem Eichenholz hergestellt. Es präsentiert sich in seinen passend gewählten Maßverhältnissen und in seinem würdig gehaltenen romanischen Stil außerordentlich schön. Die Gemeinde muss sich glücklich schätzen, in den Besitz einen so wertvollen und gut gelungenen Kunstwerkes gelangt zu sein.“
Dem Text des Gutachtens ist heute, 125 Jahre nach Erbauung der Orgel, nichts hinzuzufügen.
2004 konnte durch die Spendenbereitschaft vieler Musikfreunde eine kleine, fahrbare Orgel mit drei Registern der Firma Mayer angeschafft werden, die zur Begleitung von Chören und Instrumenten dient und so auch die Möglichkeit bietet, mit mehreren Orgeln zu musizieren.
Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass von 1905 bis 2015, also 110 Jahre lang der Organistendienst an der Waldbreitbacher Orgel haupt– oder nebenamtlich von Mitgliedern der Familie Zimmermann versehen wurde – eine erstaunliche Tradition!
Dekanatskantor Peter Uhl