Kreuzkapelle Hausen

Die Kreuzkapelle in Hausen

Die Kreuzkapelle hat wie alles ihre eigene Geschichte.

Im 17. Jahrhundert gab es noch keine heutige Wiedbachstraße. Diese wurde erst in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gebaut: Bis dahin ragte der Kapellenberg, der von der Kreuzkapelle seinen Namen erhielt, bis dorthin, wo heute der Hochaltar der Kapelle steht. An dieser Stelle war ein Fels mit einer Nische, in der das heilige Kreuz stand. In der Nähe führte die Straße über eine Brücke über die Wied, die öfters durch das Hochwasser und die Eisgänge abgerissen worden war.

Auf dieser Brücke waren drei Angetrunkene, von denen einer davon sprach, den Katholiken ihren Herrgott dort aus der Nische zu stehlen und im Wiedbach zu versenken. Weshalb ich das erwähne? Bald darauf war das Kruzifix verschwunden. Man hatte den Johann Paffen, Gärtner in der Kommende, im Verdacht, der bald starb.

Nach 8 Jahren kam der Pflegesohn des Paffen zum Schultheiß Steiner und sagte ihm: „Mein Vater kommt mir jede Nacht im Träume und sagt mir, er könne nicht eher an den ihm von Gott bestimmten Ort kommen, bevor nicht das Kruzifix an seiner alten Stelle stehe. Er sagt mir auch, wo es im Wiedbach liegt.“

Da der Arme immer wieder mit seinem Anliegen kam, schickte ihn Steiner zum Armenpfleger Reuschenbach nach Hausen mit der Bitte, nach dem Kruzifix in der Wied an der Honigswag zu suchen. Der tat es denn mit einer dreizackigen Gabel und schon beim zweiten, dritten Mal hing das Kruzifix mit seinem Kleidchen an der Gabel.

Das war der Anlass, das Kruzifix als wunderbar zu verehren.

Der damalige Pastor Bartholomäus Frederici (1863-1699) griff diese Verehrung auf und stellte einen Opferstock auf; bald baute er eine kleine Kapelle an seiner Statt, mit dem Altar an der Stelle der Nische.

Der Nachfolger von Frederici war Goswin Becker (1699-1728). Er teilte die Angelegenheit vom heiligen Kreuz dem Generalvikar Finger in Koblenz mit, der im Auftrag des Kurfürsten und Bischofs von Trier dem Kapuzinerguardian Johann Baptist von Linz und Pastor Hermann Grell von dort mit der Untersuchung beauftragte.

Eine Akte in lateinischer Sprache über den Verlauf dieses Prozesses und der wunderbaren Ereignisse um das heilige Kreuz ist von Notar Weller am 27. September 1699 angefertigt worden und liegt im Pfarrarchiv von Waldbreitbach.

Bam 2. Mai 1927 entdeckte und das den Bürgern von Hausen geschenkt wurde, gibt Zeugnis davon. Die Akte ist unterschrieben und besiegelt von Pastor Goswin Becker und dem Schultheiß des Amtes Neuerburg, Anton de la Hay. Es unterschrieben auch die Sendschöffen Henrich von Over, Hermann zu Rossbach, Ludwig zu Breitscheid und Klaus Sterzenbach, ebenso von den Schöffen Bertram Becker und Engele auf dem Reifert sowei von dem Gerichtsschöffen Johannes (?) von der Bitzen. Die Akte wurde Ende April 1699 vom Notar Johannes von Münstereifelt aus Linz beglaubigt.

Die heutige Kapelle wurde dann gebaut mit einer Wohnung für einen Vikar und einen Eremiten. Der erste Eremit, Hubert Quirenbach, der sich um die Kapelle sehr verdient machte, wohnte schon 1708 und der erste Vikar, Frühmesser Philipp Schmitz, schon 1710 an der Kapelle.

Nach dem Tode des Huberts Quirenbach, dessen Todesdatum und dessen Grab man nicht kennt, kamen noch einige Einsiedler (Eremiten) an die Kreuzkapelle: Blaesius und Jakob Glotting, die bereits beide im Januar 1762 starben; Achatius Weihrauch, von 1777 bis 8. August 1779; Ägidius Hild, vom 12. September 1793 bis 9. September 1805, sowie Bruder Wendelin vom Allerheiligenberg bei Niederlahnstein.

Wie Hubertus Quirenbach gehörten alle Eremiten wahrscheinlich zur Kongreation der Eremiten des Niedererzstiftes Trier und waren deshalb zu einer Tagesordnung verpflichtet. Um 4 Uhr standen sie auf, hielten ihre vorbereitete Betrachtung und beteten die Tagzeiten. Sie pflegten die Kapelle, halfen den Priestern beim Gottesdienst und sonstigen Anlässen. Die übrige Zeit war der Handarbeit gewidmet.

Von 1805 bis 1812 wohnte Johann Anton Körver mit seiner Familie an der Kreuzkapelle. Nach seinem Tode versah seine Witwe bis 1823 den Dienst an der Kapelle und Ende des Jahres die Witwe Buhr mit ihrem Sohn bis zu ihrem Tode am 23. März 1847. Auf Vorschlag Pastor Scheffers kam Anna Maria Hopp im April 1847 mit ihrem „lahmen“ Sohn Matthias, um an der Kapelle zu wohnen und den Dienst an der Kapelle zu übernehmen. Nach dem Tode seiner Mutter 1859 übernahm Matthias den Dienst. Er ist nicht zu verwechseln mit Matthias Schmitt, der als letzter Eremit, den man auch den Kapellentheis nannte, an der Kreuzkapelle starb.

Am 8. Mai 1860 trafen die Brüder Jakobus Wirth und Anton Weber mit ihren Habseligkeiten an der Kreuzkapelle ein. Pastor Jakob Gomm hatte sie hierhin verwiesen, nachdem er die Margarete Flesch und ihre Mitschwestern, die etwa zehn Jahre an der Kreuzkapelle in der Wohnung des Vikars wohnten, gebeten hatte, zu Gunsten der Brüder auf ihre Wohnung zu verzichten. Die Jungfrauen zogen nach Hausen um, bauten mit der Hilfe Gottes ihr erstes Haus auf dem Kapellenberg und gründeten dann ihre franziskanische Gemeinschaft.

Um 1900 war die Kapelle so hinfällig, dass sie abgerissen werden sollte. Die Bevölkerung wehrte sich dagegen und spendete reichlich Geld für eine Restaurierung. Sie dauerte von 1897 bis 1901. Bei dieser Gelegenheit wurden die beiden Anbauten an den Nischen entfernt.

Heute ist die Kreuzkapelle im Besitz der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Hausen. Wie die Schwestern auf dem Berg, betrachten sie die Kreuzkapelle als die Wiege ihrer Gemeinschaft.

Am Anfang der Geschichte der Kreuzkapelle steht eine Untat, am Ende heller Sonnenschein. Die franziskanischen Brüder und Schwestern tragen ihren Namen in die ganze Welt!

Literatur: P.Hyginus Frenz OFM, die Kapelle zum Heiligen Kreuz; Rektor Jakob Backes, Die Kreuzkapelle

Aus: 750 Jahre katholische Pfarrgemeinde „Maria Himmelfahrt“ Waldbreitbach, 1987

Jakob Backes