Wallfahrtskapelle Verscheid

Die stille Verscheider Kapelle zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes ist im weiten Umkreis bekannt. Unzählige Pilger wandern seit Jahrhunderten zu ihr hin, um ihre Anliegen vor- zutragen.

Prozessionen nicht nur aus der Pfarrei, sondern auch von Kurtscheid, Neustadt (1630 erwähnt), Horhausen und Peterslahr wallfahren nach hier. – Im Jahre 1423 hielt das Kölner Provinzialkonzil das gläubige Volk an, die Schmerzensmutter mit doppeltem Eifer zu verehren und führte deshalb das Kompassionsfest, das Fest der Betrübnis und der Schmerzen Mariae unter dem Kreuz, ein.Dafür spricht weiter auch die Holzpietà, die um 1400 angefertigt ist und ungefähr den Typus der böhmischen Pietà-Gruppen dieser Zeit darstellt, nur, dass der Korpus aufgerichtet ist. Also bereits vor der Reformation ging man schon nach Verscheid, wo 1526 der Deutsche Orden, der in Waldbreitbach das Patronatsrecht hatte und der selbst die Marienverehrung förderte, einen Kapellenbau unterstützte. Der noch erhaltene Bau, angeblich aus dem 13. Jahrhundert, 10 m lang, mit dem Anbau von 8 m zu Beginn des 17. Jahrhunderts, erhielt ein nördliches Seitenschiff und eine Sakristei. An Gemälden ist vorhanden Christus als Ecce Homo, Ölgemälde auf Holz, um 1700.

Das Vermögen der Kapelle war bedeutend. 1826 betrug es 2.105 Taler und war damit höher als das aller Filialkapellen. Daher auch 1832 der Versuch eines Vikars von Kurtscheid, Verscheid zu übernehmen, was aber von Trier abgelehnt wurde. Nach den Kapellenrechnungen betrugen die Einnahmen von 1754 an im Jahr durchschnittlich 30 bis 40 Taler.

1817 werden an Stiftungen 34 Jahrgedächtnisse erwähnt.

Der Pastor erhielt bei der Bittfahrt und an Kirchweih je 6 Taler, am Rochustag 4 Taler. – Auch der Armen wurde hier gedacht: 1685 hatte Hermann von Hollig der Kapelle 15 Taler vermacht mit der Bestimmung, dass jährlich für 48 Albus Brot gebacken und an die Hausarmen verteilt werde. Im Jahre 1960 erfolgte die Vergrößerung der Filialkirche nach Plänen des Architekten H.J.Neckenig, Neuwied, zu einem Gesamtbetrag von 40.000,- DM

Der Kirchenvorstand beschloss am 2.6.1972 die grundsätzliche Sanierung und Renovierung des Gotteshauses nach den von Architekt Henn, Siebenmorgen, erstellten Plänen. Unter Leitung des Diözesankonservators Dr. Ronig und unter Hinzuziehung des rheinland-pfälzischen Landesamtes für Denkmalschutz konzentrierten sich jetzt die Bemühungen auch auf die Ausmalungen im spätgotischen Netzgewölbe des Chores, die bereits 1906 von dem Maler Schicker, Waldbreitbach entdeckt worden waren. Unter fachlicher Leitung der Restauratorin Gisela Schreyögg, Leutesdorf, wurden die Fresken 1982 freigelegt und restauriert. Die heute sichtbaren Reste dieser Ausmalung der alten Wallfahrtskapelle zeigen vermutlich die Darstellungen von Aposteln und Kirchenlehrern: St. Ambrosius, St. Jakobus, St. Johannes und Engeln.

Die erforderlichen Finanzmittel wurden aus dem Kapellenfonds der Pfarrgemeinde, Mitteln der Diözese, Beihilfen des Landes und bedeutenden Beiträgen der Gemeinde Breitscheid und der dortigen Jagdgenossenschaft aufgebracht.

Aus: 750 Jahre katholische Pfarrgemeinde „Maria Himmelfahrt“ Waldbreitbach, 1987

Alfons Hoffmann / Richard Schicker