Filialkirche Rengsdorf

Die Filialkirche St. Kastor, Rengsdorf

Mit der Reformation endete zunächst das katholische Leben in Rengsdorf, welches für viele Jahrhunderte das religiöse Leben in Kurtscheid und Umgebung mitprägte. Im Jahre 1842 wurden die mehrheitlich „evangelischen Orte“ der Umgebung, u. a. auch Rengsdorf, in die kath. Pfarrvikarie Kurtscheid „eingepfarrt“.

Seit dem Beginn des Kurbetriebes in Rengsdorf Mitte Ende der 1880er Jahre kamen auch viele katholische „Sommerfrischler“ aus dem Rheinland nach Rengsdorf. Auf Anfrage der örtlichen Kurverwaltung wurde im Juli 1902 der erste katholische Gottesdienst seit der Reformation in Rengsdorf gefeiert. Viele Jahre lang wurde dann während der Kursaison jeden Sonntag ein katholischer Gottesdienst im damaligen Hotel Eul gefeiert. Bereits vor dem 1. Weltkrieg gab es Bemühungen, eine katholische Kirche in Rengsdorf zu bauen. Dies konnte dann erst in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in die Realität umgesetzt werden.

Am 01. September 1924 wurde vom damaligen Kurtscheider Pastor Hermann-Josef Knopp (er stammte übrigens aus Rossbach/Wied) der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Sollte sie zuerst eine Herz-Jesu-Kirche werden, so entschloss man sich doch, sie dem Hl. Kastor zu weihen, dem Patron der vorreformatorischen Kirche in Rengsdorf. Die Kirche wurde im neo-barocken Stil erbaut. Bischof Dr. Franz-Rudolf Bornewasser konsekrierte die Kirche am 21. Mai 1925. Zuschüsse durch das Bistum, durch das Bonifatiuswerk und durch die vielen gutbetuchten Kurgäste konnte die Kirche nach und nach finanziert werden. Gerade auch für die Innenausstattung der Kirche spendeten die Kurgäste viel Geld.

Anfang der siebziger Jahre wurde die Kirche erweitert und den veränderten Bedingungen der Liturgiereform des 2. Vatikanums angepasst. So ist die Holzskulptur des brennenden Dornbuschs mit dem Tabernakel im Altarraum sehr auffallend und prägend für das Innere der Kirche.

Dieser Bericht wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Andreas Kern.

Kastor von Karden

Dieser Heilige lebte im 4. Jahrhundert n.Chr., sein Gedenktag ist der 13. Februar.

Die Bedeutung seines Namens ist nicht gesichert geklärt; er wird zu einen als „der Ausgezeichnete“ (griech.) gedeutet oder mit „Biber“ (lat.) übersetzt. In der Koblenzer Kastorkirche findet man auch zwei in Stein gehauene Biber.

Der Hl. Kastor wurde in Aquitanien, dem heutigen Südfrankreich, oder in Belgien geboren, er war Schüler des Bischofs Maximin von Trier, der ihn auch zum Priester weihte. Maximin stammte aus Aquitanien, was es etwas wahrscheinlicher macht, dass auch Kastor aus diesem Gebiet stammt. Er lebte als Einsiedler in Karden (Caronotum) an der Mosel – noch heute kann man hier die Castorhöhle sehen – und wurde durch sein bescheidenes und frommes Leben zum Vorbild für die Menschen.

Eine Legende erzählt, dass Kastor die Moselschiffer um Salz gebeten hat. Doch diese verspotteten ihn nur und wollten weiterfahren. Da erhob sich ein kräftiger Sturm und das Schiff drohte zu kentern. Die Schiffer flehten Kastor um Hilfe an, woraufhin dieser niederkniete und betete. Der Sturm beruhigte sich und das Schiff tauchte unversehrt wieder aus dem Wasser auf. Die heidnischen Schiffer wurden durch dieses Wunder bekehrt.

Um 400 starb Kastor in Karden und wurde dort unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Bischof Weomodus (753-791) erhob um 780 Kastors Gebeine, um sie in der Paulinus Kirche zu Karden zu beerdigen. Im Jahr 837 überführte Erzbischof Hetti von Trier ein Teil der Gebeine nach Koblenz, in die von ihm erbaute Kastorkirche, die zum Kastorstift gehörte. Seit dieser Zeit wird der Hl. Kastor als Schutzpatron von Koblenz verehrt.

Innenraum der St.Kastor Kirche Rengsdorf (das Kapellchen)

1974 erfolgte der Umbau zum heutigen Aussehen der Kapelle. Durch die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils, (die Messe soll vom Priester zur Gemeinde hin zelebriert werden) war eine Erweiterung des Altarraumes notwendig geworden. Die alte Küsterwohnung und der Schulraum wurden abgerissen.

Der neue Altar zeigt auf der Stirnseite den Hl. Kastor, der in einer Hand die Kastorkirche zu Koblenz trägt, ein Hinweis auf die ursprüngliche Gründung der katholischen Gemeinde in Rengsdorf, während die andere Hand auf Hostie und Weinstock, die Symbole für die Eucharistie, deutet.

Auf der rechten Seitenfront befindet sich ein Relief, das ein Segelschiff zeigt, darüber eine Hand (Hand Gottes) als Hinweis auf die Legende der Schiffsrettung durch die Fürsprache des Hl. Kastor.

Auf der linken Seitenfront sind drei Männer zu sehen, vielleicht sollen es die Gefährten des Hl. Kastors sein: Potentinus, Felicius und Simplicius, die alle aus Aquitanien stammten.

Der Tabernakel ist gestaltet in Bezug auf die Bibelstelle der Offenbarung des Johannes 1,20; 2,ff. Auf der Vorderfront sieht man die sieben Engel der sieben Gemeinden; links eine Hand mit sieben Sternen und rechts sieben Leuchter. Auf der Rückfront befindet sich der Baum des Lebens (Off 22)

Der Tabernakel wird umschlossen von einer Holzfigur, die den brennen Dornbusch darstellt. (Berufung des Mose, Ex 3 u. 4) „der wahre Gott ist verborgen im brennenden Dornbusch.“

Auf der Straßenseite der Kirche sieht man ein Fenster, das die Priesterweihe des St. Kastor durch Bischof Maximin zeigt. Dieses Fenster stiftete Erzbischof Franz Rudolf Bornewasser, Bischof von Trier, 1922 – 1951.Ein zweites Fenster soll die Überführung der Gebeine des HL. Kastors nach Koblenz gezeigt haben, es wurde aber im zweiten Weltkrieg zerstört, die gesamte Kirche erlitt bei einem Bombenangriff großen Schaden.

Weitere Seitenfenster zeigen

  • Den Hl. Bernhard von Clairvaux, zu erkennen an dem Bienenkorb, der seine überzeugende und „wie honigfließende“ Beredsamkeit symbolisiert
  • Hl. Theodorus, gestiftet von Theodor Wilkens aus Köln (zu erkennen an der Darstellung des Kölner Domes)
  • Ein Fenster mit Kelch als Zeichen der Eucharistie
  • Ein Fenster mit Taube als Symbol für den Hl. Geist
  • Ein Fenster mit Öllampe, Oremus (lasset uns beten), das die klugen Jungfrauen mit ihren Lampen zeigt
  • an der Rückwand die Hl. Barbara und der Hl. Richard, gestiftet von Fam. Winkler, ehemals Besitzer der Fabrik Winkler und Dünnebier, Neuwied
  • das Fenster an der Orgel, das die Heilige Familie zeigt und von Fam. Herbst gestiftet wurde.

Im Altarraum befindet sich auf der rechten Seite das alte Altarbild „Herz Jesu“, das nach langen Jahren auf dem Dachboden der Kirche von Frau Weißenberger im Jahre 2003 auf Kosten der Familie Eckstorff restauriert wurde.

Auch die Orgel, die um 1980 angeschafft wurde, konnte aus einer Stiftung bezahlt werden.

Die beiden Statuen links (Mutter Gottes) und rechts (Hl. Josef) des Altares wurden gestiftet.

Kirchengeschichtliche Entwicklung der Pfarrgemeinde Kurtscheid

Geschichtsforscher geben den 29. August 857 als Kirchweihfest der ersten Kastorkirche in Rengsdorf an. Es ist die einzige Kirche des Westerwaldes, die vor dem Jahr 1000 beurkundet ist. Die Kastorkirche war eine Eigenkirche im Bezirk des Koblenzer Kastorstiftes, das heißt, sie hatte einen eigenen Zehntbezirk, der für die Kosten der Kirche und des Priesters aufkommen musste. Auffallend ist, dass der ehemalige Zehntbezirk ungefähr mit der Fläche und den Ortschaften der heutigen Pfarrgemeinde Kurtscheid übereinstimmt.

Die Kastorkirche von 857 stand am Platz der jetzigen evangelischen Kirche zu Rengsdorf und bekam im 12. Jahrhundert einen neuen Turm, den jetzigen Turm der evangelischen Kirche.

Nach der Reformation sprachen die Vereinbarungen des Augsburger Religionsfriedens 1555 den jeweiligen Landesherren die Befugnis zu, die Religion seiner Untertanen zu bestimmen. Die Grafschaft Wied schloss sich der reformierten Kirche an, aber der Pfarrer in Rengsdorf und seine Gemeinde hielten weiter am katholischen Glauben fest.

1563 kam der erste neugläubige Pfarrer nach Rengsdorf, die Castorkirche wurde zur evangelischen Kirche und die Pfarrangehörigen wurden gezwungen, sich zum evangelischen Glauben zu bekennen.

Um diesem Schicksal zu entgehen, rissen einige Kurtscheider Familien ihre Häuser ab und bauten sie auf kurkölnischem Gebiet und somit auf katholischem Gebiet wieder auf. Kirchlich gesehen gehörten die Kurtscheider nun zur Pfarrei Waldbreitbach und hatten die Möglichkeit, in der Kapelle der Neuerburg die Hl. Messe zu besuchen.

Um 1700 wurde die erste Kapelle in Kurtscheid gebaut, geweiht dem Hl. Franz Xaverius, 1720 wurde das Dorf zur Vikarie von Waldbreitbach erklärt und bekam einen eigenen Geistlichen.

Durch die Säkularisation 1815 kam das Amt Neuerburg und somit auch Kurtscheid wieder zum Fürstentum Wied.

1842 wurden alle Katholiken der ev. Kirchspiele Rengsdorf und Oberhonnefeld der Vikarie Kurtscheid unterstellt. Dies waren in 16 Ortschaften zusammen 37 Gläubige. Gehörten vor der Reformation die Kurtscheider Katholiken der Pfarrei Rengsdorf an, so gehörten seit 1842 die Rengsdorfer Katholiken zur Pfarrei Kurtscheid.

1844 konnte in Kurtscheid eine große Kirche „Zu den Hl. Schutzengeln“ geweiht werden.

Bemerkenswert ist, dass Fürst Hermann zu Wied den Bau dieser Kirche durch eine „Haus und Kirchenkollekte“ unterstützte.

Die Bevölkerung von Kurtscheid blieb lange Zeit ganz katholisch und erst nach dem ersten Weltkrieg kamen Andersgläubige hinzu.

1959 wurde der Grundstein für die jetzige Kurtscheider Kirche gelegt. Die Filialgemeinde Rengsdorf stifteten ein Fenster, das den Hl. Erzengel Gabriel zeigt.

Am 24.02.1961 wird Kurtscheid eigenständige Pfarrei, zu der die Orte Rengsdorf, Bonefeld, Hardert, Ehlscheid, Straßenhaus, Oberhonnefeld, Oberraden und Hümmerich gehören.

Im Jahr 2008 kam es dann durch Verabschiedung von Pfarrer Müller zu dem Zusammenschluss mit den Pfarreien Waldbreitbach und Niederbreitbach zu einer Pfarreiengemeinschaft. Pfarrer der drei Pfarreien ist Herr Josef Mettel. In allen drei Pfarreien sind Sorgen und Zukunftsängste vorhanden, aber man hat sich gut zusammengefunden und ist gewillt, im freundschaftlichen Miteinander auch weiterhin alle Probleme anzugehen.

Ökumenische Zusammenarbeit

In Rengsdorf beträgt der Anteil der Katholiken gesehen zur Rengsdorfer Bevölkerung rund 25%. In der gesamten Pfarrgemeinde beläuft sich der Anteil auf 28%, das sind weniger als ein Drittel der Bevölkerung. Der überwiegende Teil der Bewohner der Verbandsgemeinde Rengsdorf ist evangelisch und wird von den Pfarrern der Kirchspiele Rengsdorf und Honnefeld betreut.

Während es bis in die sechziger Jahre noch verpönt war, mit einem „Andersgläubigen“ befreundet zu sein und es als Unglück für die ganze Familie bezeichnet wurde, einen Andersgläubigen zu heiraten, – sowohl auf evangelischer wie auch auf katholischer Seite – leben heute viele Ehepaare in der so genannten Mischehe, besser gesagt in konfessionsverbindenden Familien

Diese Tatsache und die Zahlen verdeutlichen, dass es dringend notwendig war, nach dem zweiten Vatikanischen Konzil 1962 – 1965, aus einer guten konfessions- verschiedenen Nachbarschaft eine ökumenische Zusammenarbeit zu entwickeln. Die Bemühungen fanden ihre Bestätigung im Partnerschaftsvertrag vom 21. Nov 2007, der in der Kastor Kirche vom evangelischen Rengsdorfer Pfarrer Friedemann Stinder und vom katholischen Pfarrer Egon Müller unterzeichnet wurde.

Ein ökumenischer Kreis beider Pfarreien bemüht sich weiterhin um eine gute Zusammenarbeit

Mechthild Purlis war so freundlich, uns diese Zusammenfassung eines Vortrages, den sie in der Kastor-Kirche in Rengsdorf gehalten hat, zur Verfügung zu stellen!