Die Orgel – Instrument des Jahres 2021 | Folge 6: Rengsdorf, Roßbach, Verscheid

Seit 2008 gibt es in zahlreichen Landesmusikräten die Idee, ein Aktionsprogramm für ein bestimmtes Instrument innerhalb eines Jahres zu starten und so den Fokus darauf zu richten. Nach der Violine 2020 wurde in diesem Jahr die Orgel ausgewählt. Aus diesem Anlass sollen in einer Artikelreihe die Pfeifenorgeln in den Kirchen und Kapellen unserer Pfarreiengemeinschaft vorgestellt werden.

In der sechsten und letzten Folge geht es um die Instrumente in Rengsdorf, Roßbach und Verscheid.

Orgel der Filialkirche St. Kastor in Rengsdorf:

Die 1925 durch Bischof Bornewasser konsekrierte neo-barocke Kirche wurde 1974 erweitert und den veränderten Bedingungen der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils angepasst. Über die Orgel, die 1983 angeschafft wurde und von der saarländischen Orgelbaufirma Mayer stammt, ist leider nicht viel bekannt. In ihrem kleinen Gehäuse auf der rechten Seite der Empore befinden sich sechs Register, von denen vier durch sogenannte Wechselschleifen von beiden Manualen zu spielen sind und zahlreiche Klangmöglichkeiten bieten.

Orgel der Filialkirche St. Michael in Roßbach:

Viele Jahre älter ist die Orgel in Roßbach. 1905 von der Firma Gerhardt aus Boppard erbaut, stand sie in der Klosterkirche in Ebernach und wurde 1958 in die Roßbacher Kirche versetzt. Sie fand dort ihren Platz in der hinteren Ecke der Empore und leistet mit ihren 11 Registern auf zwei Manualen noch heute ihren Dienst. Leider ist das Instrument klanglich und technisch in keinem guten Zustand. Minderwertige Materialien und schlechte Verarbeitung tun ihr übriges. Eine vergleichbare neue Pfeifenorgel in entsprechender Größe würde etwa 120.000,- € kosten! So begnügen wir uns weiterhin mit dem über 100 Jahre alten Instrument. Sie spielt – immerhin!

Orgel der Wallfahrtskapelle in Verscheid:

Laut Auskunft von Toni Schneider, dem langjährigen und vor einigen Jahren verstorbenen Organisten aus Niederbreitbach wurde die Orgel am Palmsonntag 1943 eingeweiht. Vermutlich zusammengestellt aus verschiedenen Instrumenten war es zu Kriegszeiten eine günstige Möglichkeit, die zahlreichen Gottesdienste mit Orgelmusik zu begleiten. Die finanziellen Mittel waren damals sicherlich begrenzt, die Menschen hatten andere Sorgen. In den fünfziger Jahren wurde die Orgel, die immer noch eine alte Balganlage besitzt, klanglich verändert und der Spieltisch an die Seite der Empore versetzt. Nachdem das Instrument immer baufälliger wurde und sich die Reparaturen häuften, stand eine Renovierung oder ein Neubau zur Diskussion. Beide Maßnahmen hätten unvertretbar große Summen verschlungen, so dass 2018 eine elektronische Orgel der Firma Kisselbach angeschafft wurde. Mit ihren 38 Registern ist sie (auf dem Papier) die größte Orgel der gesamten Pfarreiengemeinschaft. Da die Töne jedoch nicht durch Orgelpfeifen entstehen, hinkt der Vergleich. Die neue Orgel ist klanglich und technisch ausgereift und bietet eine immense Vielfalt von Klangmöglichkeiten. Die alte Orgel ist weiterhin spielbar und leiht ihrer modernen Schwester nur das Gehäuse. Die neuen Töne kommen allerdings aus Lautsprechern daneben, aber wer weiß das schon?

Zum Abschluss:

Mit diesem Beitrag sind nun alle Orgeln in unserer Pfarreiengemeinschaft beschrieben. Es finden sich insgesamt neun Pfeifenorgeln, vier elektronische Orgeln und ein Harmonium in unseren Kirchen und Kapellen. Die älteste Orgel steht in Waldbreitbach, die neueste in Verscheid, die größte Pfeifenorgel mit 24 Registern steht in Kurtscheid, die kleinste ist das Orgelpositiv in Waldbreitbach mit drei Registern. Würde man alle Orgelpfeifen unserer Pfarreiengemeinschaft in einer Orgel zusammenfassen, hätten wir ein Instrument mit 130 Registern, ungefähr doppelt so groß wie die Trierer Domorgel!

Was bleibt, ist ein Dank an die zahlreichen Menschen, die seit vielen Generationen dafür sorgen, dass die Orgelmusik in ihren vielen Facetten in Liturgie und Konzert erklingt – durch finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung und bei der Erhaltung, durch ihr aktives Hören und zuletzt auch durch das Spielen. Wir können froh darüber sein, dass sich in unserer Pfarreiengemeinschaft auch Jugendliche für das Orgelspiel begeistern lassen – wie zuletzt eindrucksvoll in Kurtscheid erlebt. Der Nachwuchs scheint gesichert, auch durch qualitätsvolle Instrumente, bei denen das Spielen Freude macht.

Dekanatskantor Peter Uhl