Fastenzeit – Einen Blick riskieren

Ja, so sind sie, die Christen. Mit Verboten sind sie schnell bei der Hand. Regelrechte Spaßbremsen. So oder so ähnlich ist es manchmal zu hören. Ein gern genanntes Beispiel hierfür ist die Fastenzeit, in der dieses oder jenes dann eben nicht getan, gegessen oder getrunken werden dürfe. Dann kommen solche Gedanken, die „Irgend-etwas-nicht-tun-dürfen“ assoziieren mit einer Kirche, die den „Spaß verdirbt“. Klingt auch irgendwie doof! So nach Fremdbestimmung!?

Selber entscheiden zu können, ist ein wichtiges Gut. Sein „eigener Herr zu sein“, selbstbestimmt zu leben. Wir alle kennen auch das Sprichwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Und wie an jedem Sprichwort etwas Wahres dran ist, so auch hier. Jeder einzelne trägt Verantwortung für sich. Und für sein Tun. Die Fastenzeit darf so etwas wie ein Kompass sein, den ich in meiner Hand trage. Ich kann ihn links oder rechts herum drehen, ich kann ihn auf den Kopf stellen oder in die Luft werfen. Er gibt mir immer die gleiche Richtung vor.

Die Fastenzeit bietet mir die Möglichkeit, mich einmal ehrlich zu fragen: Geht mein Leben noch in die richtige Richtung? Stimmt das, was ich glaube und hoffe, mit dem überein, was ich tue, sage und denke? Also keine Fremdbestimmung, sondern Selbstvergewisserung. Und Zielorientierung. Die Fastenzeit lädt uns dazu ein, diesen Blick auf unseren Lebenskompass sehr bewusst zu wagen.

Pfarrer Marco Hartmann
Foto: © Pexels / Pixabay.com – Lizenz